„Reverse Engineering“ rettet Oldtimer

In der Welt der historischen Fahrzeuge werden Originalersatzteile oft zu raren Schätzen. Doch dank fortschrittlicher Technologien wie dem „Reverse Engineering“ ist es möglich, auch seltene Bauteile nachzubauen. Der Begriff „Reverse Engineering“ beschreibt das digitale Erfassen bestehender Bauteile und die Erstellung eines dreidimensionalen CAD-Modells auf Basis der aufgenommenen Daten. So kann zum Beispiel Oldtimer-Freunden als auch Museumseinrichtungen technische Unterstützung bei der Neubeschaffung oder Reparatur historischer Bauteile angeboten werden.

Ein exemplarisches Beispiel für diese Vorgehensweise konnten Mitarbeiter der SLV Halle zuletzt für den Hallesche Straßenbahnfreunde e.V. umsetzten, Die Herausforderung bestand darin, die Positionsleuchtenflossen am Dach eines historischen IKARUS Busses zu rekonstruieren. Dieses Element befindet sich typischerweise an erhöhten Stellen der Fahrzeuge. Dies führt dazu, dass es im Laufe der Zeit zu vermehrter Abnutzung oder sogar Kollisionen der Leuchten kommt und diese dabei zerstört werden. Die Verfügbarkeit originaler Ersatzteile ist aufgrund des Alters historischer Fahrzeuge sehr gering bis nicht existent.

Nach der Übergabe der teils defekten Originalteile an das Team der SLV Halle wurden diese mithilfe eines Laserscanner digitalisiert. Die so gewonnenen Daten ermöglichten es, die Abmessungen des mehrteiligen Bauteils dreidimensional im Raum zu ermitteln und schließlich ein vollwertiges CAD-Modell zu erstellen.

Die Prototypen der ursprünglich in Handarbeit hergestellten Aluminiumblechteile wurden zunächst aus witterungsbeständigem Kunststoff mittels FDM-Verfahren additiv gefertigt. Nachdem die sehr gute Passform und die Funktionstüchtigkeit am Fahrzeug überprüft wurde, können die Bauteil lackiert werden. Eine Fertigung aus Metall ist auf Basis der vorliegenden CAD-Daten ebenfalls möglich.

Diese erfolgreiche Anwendung des „Reverse Engineering“ ermöglicht nicht nur die Rettung und Erhaltung historischer Fahrzeuge wie dem Ikarus W55, sondern stellt auch eine wegweisende Methode dar, um technische Herausforderungen in der Welt der Oldtimer, Retrofit und allgemeiner Instandhaltung zu bewältigen.


B. Eng., IWE Georg Trensch

Fachbereichsleiter Additive Manufacturing